Thonbrunn 1.


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1. Ortsname

1392/95 Tunckprunne, 1417 Tunckprun, teprve od 1555 Thonbrun, 1612 Tonbrunn, 1692 Thonbrunn,
seit 1948 Studánka

Tunckprunn = Brunnen bei dem Tunck, wobei Tunck (Dung o. Dunk) ein kleiner Hügel an und in Sümpfen bedeutet. Ein solcher Hügel war in Thonbrunn vorhanden, der Thonbrunner Ringwall. Gleich daneben lag ein guter, starker Brunnen (siehe weiter).

Thonbrunn 1771

Thonbrunn im Jahre 1771 mit 21 Anwesen

Thonbrunn 1841

Thonbrunn - Katasterkarte vom 1841, Quelle: ČÚZK

2. Ringwall

Thonbrunner Wallinsel wurde als „Fickers Insel“ oder auch nur „Insel“ bekannt. Diese Turmhügelanlagen dienten in erster Linie zur Sicherung von Verbindungswegen zwischen politischen und militärischen Stützpunkten, daneben auch zur Bewachung von Furten an Flußübergängen. Für Thonbrunn ist als ursprüngliche Aufgabenstellung wohl die Straßensicherung anzunehmen. Ähnliche Anlagen bzw. deren Überreste sind in Elfhausen, Schönbach, Mähring, Wildenau, Rehau, Asch, Steingrün, Niederreuth, Haslau, Gut Liebenstein bei Eger sowie nördlich von Thonbrunn im Pfannenstiel (Ortsteil von Roßbach) anzutreffen. Eine der bekanntesten und größten Anlagen dieser Art ist das zwischen Roßbach, Bad Elster und Adorf gelegene „Alte Schloß Schönfeld“.

Die Thonbrunner Insel war eine der rätselhaften Wallinseln im Ascher Gebiet. Sie hatte die typische Lage in quellenreichem Wiesengelände an einer alten Landstraße. Die Insel, ein runder Schüttwall, war etwa 1 ½ - 2 Meter hoch. Der Durchmesser betrug ca. 11 Meter; die Insel war also nur halb so groß wie die Mähringer. Das Wasser im Graben stand am Inselrande nur etwa einen halben Meter hoch, erst einen halben Meter davon entfernt begannen die tieferen Stellen. Ähnliche Feststellungen konnte ich in Mähring und Schönbach machen. Der Graben war ins Wiesenland eingetieft und hatte nur gegen Süden einen niedrigen Damm. Ergiebige Quellen im Graben versorgten ihn stets genug mit Wasser.

Bei der Grabung, die vom Museumsverein in Asch in der 1930er Jahre durchgeführt wurde, wurde mitten durch die Insel in der Richtung des darüber führenden Fußsteiges ein Graben von 6 Meter Länge ausgehoben. Gleich unter dem Steig kamen drei etwa einen halben Meter große Steinblöcke zum Vorschein, welche eng beieinanderlagen. Beim Graben wurden hier und da geringe Aschenspuren und rotgebrannte Tonbatzen bemerkt, die jedenfalls auf die Feuer zurückzuführen sind, welche die Leute beim Aufbau des Walles im Urwalde angezündet hatten. In der oberen Erdschichte, bis zu einem halben Meter unter der Hügelkuppe, wurden ein paar Tonscherben von hart gebrannten, dünnwandigen mittelalterlichen Gefäßen gefunden, darunter die bekannte Rillenkeramik aus dem Hochmittelalter, alles unglasiert. Die Scherben waren meistens grau, im Bruch dunkelgrau und wiesen Glimmerblättchen und Quarzkörnchen auf, stammten also aus einheimischen Tonlagern.

Der Rundwall ist ein Schüttwall, dessen Erdrnasse, mit kleinen Steinchen vermengt, aus dem Inselgraben stammt. Auf der Grabensohle wurde ein sog. Umschrot aufgefunden, der ursprünglich aus 4 quadratisch liegenden Kiefernstämmen bestand, von denen aber nur noch einer vorhanden war. Die Stämme waren in der Art der russischen Blockhausbauten vor dem Stammende aufeinandergelegt. Die aufgefundenen Tonscherben wurden Dr. Richter im Leipziger Grassi-Museum vorgelegt und etwa dem 13. oder 14. Jahrhundert zugehörig befunden.

Studánecký Ringwall kolem roku 1905

Thonbrunner Ringwall um 1905

Die „Insel“ war vermutlich einst eine kleine Wasserfeste, eine Wegwarte im Urwalde – bereits vor der Ankunft der Siedler. Die Errichtung einfacher Brustwehren war sicher nicht schwierig. Bei der späteren Besiedlung der Gegend ließ sich mancher ritterliche Grundherr ein „festes Haus“ auf so einem Rundwall errichten, das aber durch die rasche Entwicklung der Belagerungsgeräte im Hochmittelalter bald militärisch wertlos wurde.

Neben den Inseln wurde ein herrschaftlicher Hof errichtet, der als Ernährungsbasis für die hier in frühester Zeit als Grenz- oder Straßenwache angesetzten Wehrbauern oder des dort wohnhaften niederen Adels diente. In Thonbrunn war das ebenso. In unmittelbarer Nähe wurde ein Frongut errichtet, aus diesem entstanden später - durch die Erbschaftsteilung - die Höfe Nr. 15 und 28.

Alle umliegende Höfe wurden nach der Vertreibung abgerissen, der Ringwall „überlebte“ bis Anfang der 1980er Jahre, dann wurde es von den Genossen der örtlichen staatlichen Kolchose völlig nutzlos gepflügt, der Brunnen wurde in die schon seit einige Jahre bestehende Entwässerung-Kanalisation melioriert.

Turmfestung in Bärnau - 2017 Turmfestung in Bärnau - 2017

Mögliche annähernde Form des Thonbrunner Ringwalles - Geschichtspark in Bärnau; © Thonbrunn

3. Geschichtliches

Vermutlich im 8-/9. Jahrhundert errichtung des Turmhügels („Wallinsel“) als karolingische Werkanlage;
13-/14. Jahrhundert mögliche Entstehung der ältesten Dorfanlage;
Anfang des 15. Jahrhunderts Wüstung;
Wiederbesiedlung im laufe des 15. Jahrhunderts;
Seit 1850 Katastralgemeinde und der politischen Gemeinde Neuberg zugeteilt;
Seit 1903 eigene Gemeindeverwaltung;
Kirchliche Zugehörigkeit: in ältester Zeit zu Asch, später bis zum Jahre 1945 zu Neuberg

Thonbrunn kann als eine der ältesten Ansiedlungen des historischen Ascher Landes gelten. Die Entstehung des Ortes ist aber nicht, wie etwa in Obergottmannsgrün, auf ein planmäßig angelegtes Waldhufendorf innerhalb der Siedlungsperiode des 11. bis 13. Jh. zurückzuführen, sondern muß wesentlich früher angesetzt werden. Wohl schon im 8-/9. Jahrhunderts haben sich hier zur Grenzsicherung einige Niederfranken als Wehrbauern niedergelassen, wobei von ihnen als einfädle Befestigung die Thonbrunner Wallinsel angelegt wurde. Obzwar in geographisch-morphologischer Hinsicht eigentlich im Bereich des Hofer Regnitzlandes gelegen, war Thonbrunn seit ältester Zeit ein Bestandteil der „Regio Egire“, d. h. des Reichslandes Eger.

Urkundlich wurde Thonbrunn Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt. Winter nennt als frühesten Zeugen für die Ortschaft eine Urkunde vom 4. Oktober 1322, durch welche mit Eger auch die Örtlichkeit „Dungkh-Prun“ an König Johann von Böhmen verpfändet ward. (Der Übernahmsbrief datiert vom 23. Oktober 1322.) Leider fehlt dazu die Quellenangabe und es war bisher auch nicht möglich, diese zitierte Urkunde ausfindig zu machen. In den Klosteuerbüchern (Klauensteuer) der Stadt Eger aus den Jahren 1392/95 ist auch „Tunckprunnc“ (Tunckprun) verzeichnet, da es als ein fester Bestandteil des alten historischen Egerlandes galt.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts tritt Thonbrunn als Wüstung, wobei ebenfalls Angaben darüber fehlen, ob unter jener Wüstung „Tuncpron“ nur der Turmhügel mit dem daneben befindlichen Hof oder bereits eine größere Dorfeinheit zu verstehen ist. Die Siedlungsstruktur Thonbrunns erinnert stark an Friedersreuth, von dem wir wissen, daß seine Entstehung erst Ende des 14. Jh. erfolgt sein konnte. Es ist daher ebenso gut möglich, daß die bäuerliche Besiedlung der Ortschaft mit anfangs etwa sechs Höfen erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts, nach der Übernahme der Herrschaft Neuberg-Asch durch die Zedtwitze, einsetzte. Mit dem Ansteigen der Bevölkerung nach dem Dreißigjährigen Kriege kam es dann auch in Thonbrunn zu Hofteilungen. Das alte „Frongut“, der ehemalige herrschaftliche Hof neben der Insel, wird 1690 noch als solcher genannt. Als Lehensmann saß hier ein Fronbauer, der „Anspanndienste“ für die Herrschaft zu leisten hatte. Im Jahre 1771 ist aber die große ehemalige herrschaftliche Blockflur bereits aufgeteilt und an Erbbauern vergeben. Die weitere Entwicklung wird, wie in allen Orten des nördlichen Ascher Gebietes, durch die Entwicklung der Hausweberei Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt, die dann durch das ganze 19. Jahrhundert anhielt. Eine nochmalige Bauwelle setzte nach 1918 ein.

Katastralgemeinde wurde die Ortschaft 1850; sie war als solche der Gemeindeverwaltung Neuberg zugeteilt. Ob es früher Ortsrichter gab, ist nicht bezeugt, aber anzunehmen. Eigene politische Gemeinde ist Thonbrunn erst seit 1903.

Aus der Gemeindechronik:

1866 - Die Ortschaft zählt 55 Häuser;
1868 - Am 21. 6. der größte Brand im Dorf. Ausgebrochen im Hause Nr. 9, fielen ihm auch noch 5, 6, 7, 8 und 10 zum Opfer;
1869 - Volkszählung; Thonbrunn hat 531 Einwohner;
1873 - Leichenkosten- und Sterbeverein „Freundschaft“ gegründet.
1881 - Bau der 2. Schule (Haus Nr. 81);
1884 - Die Schule wird zweiklassig;
1884/85 - Bau der Lokalbahn Asch-Roßbach; Thonbrunn erhält Haltestelle am Neuenteich;
1887 - Einweihung des Friedhofes am 22. 7.;
1891 - 26. 6. Hochwasser in Thonbrunn; Ortsteil Neuenteich teilweise überflutet;
1892 - Militär-Veteranen-Verein und Schulkreuzerverein gegründet;
1893 - Jugendverein „Germania“ gegründet;
1894 - Der schiefe Schlot der Neuenteicher Fabrik stürzt am 30. 3. ein;
1895 - Gottmannsgrün, Friedersreuth und Thonbrunn werden ab 1. 5. an täglich vom Briefträger begangen (tgl. 1mal);
1895 - Tumriege Thonbrunn des Deutschen Turnvereins gegründet;
1896 - Am 1. 8. hinterläßt ein Hagelschlag große Schäden;
1898 - Gemeinde kauft von Joh. Thom das Haus Nr. 42 und richtet es als Armenhaus ein;
1899 - Freiwillige Feuerwehr gegründet;
1900 - 1.1. Einweihung des vergrößerten Tanzsaales am Gasthaus Hilf (Haus Nr. 23);
1902 - Brieffahrpost Roßbach-Asch erhält Briefkasten für Posteinlieferung;
1903 - Die neue Thonbrunner Volksschule (Nr. 107) wird eingeweiht und am 30. 8. ihrer Bestimmung übergeben;
1908 - Geflügel- und Kleintierzuchtverein gegründet;
1909 - 4. 1. wird Thonbrunn selbständige Gemeinde, nachdem die am 18. 11. 1904 von der Ortsvertretung beschlossene Trennung von der Ortsgemeinde Neuberg auch durch deren Gemeindevertretung zugestimmt worden war. Letzter Ortsvorsteher und neuer Gemeindevorsteher August Penzel (1891 - 1909/ 1. 6. 1909)
1909 - Obstbauverein, Ortsgruppe Thonbrunn gegründet;
1910 - Kirchenbauverein gegründet;
1910 - Stationsgebäude (Bahnhof) errichtet;
1911 - Ein sehr trockener Sommer, Wassernotstand;
1912 - Thonbrunn wird an das elektrische Lichtnetz angeschlossen;
1912 - Am 3. 8. fliegt Zeppelin über Bad Elster, konnte von der Glitsche aus gesehen werden;
1914 - Die Volksschule wird dreiklassig;
1919 - In Juni werden in Thonbrunn 12 Mann tschechische Grenzwache einquartiert, u. a. im Hause Nr. 42 (Armenhaus);
1921 - Volkszählung, Thonbrunn hat 746 Einwohner;
1921 - Erste obligatorische Impfung gegen Blattern;
1921 - Männergesangverein gegründet;
1921 - Einrichtung einer tschechischen Gendarmeriestation im Ortsteil Neuenteich;
1922 - Die Ortstafeln werden in 2 Sprachen aufgestellt;
1924 - Gemeinde baut das Haus Nr. 124 als Maßnahme zur Linderung der Wohnungsnot;
1924 - Am 26. 9. Luftschiff „Zeppelin R III“ gesichtet;
1924 - Gemeinde legt ein „Gemeindegedenkbuch“ an;
1924 - Schule wird wieder zweiklassig, da die Schülerzahl auf 72 gesunken. Oberlehrer Zipser im Sommer aus dem aktiven Schuldienst ausgeschieden;
1925 - Lehrer Max Beilschmidt wird als neuer Oberlehrer beeidet;
1926 - Ausbau der Straße Thonbrunn - Friedersreuth begonnen;
1926 - Am 28. 2. Protestversammlung gegen tschechische Sprachenverordnung, Gemeindesiegel zweisprachig;
1927 - Der Bestand der el. Straßenleuchten von 3 auf 18 erhöht;
1927 - Sportplatz in der Glitsche eingeweiht (Arbeiter-Turn- und Sportverein);
1927 - Ausbau der Bezirksstraße Asch-Roßbach begonnen;
1928 - Panzer, aus Asch, baut eine Ziegelfabrik;
1929 - 11.2. Sibirische Kälte, es werden min. 28 °C gemessen;
1929 - Gemeindeamt erhält Telefonanschluss;
1929 - Am 16. 11. eröffnet Karl Hilf von Nr. 23 neues Gasthaus im neuerbauten Haus Nr. 144;
1930 - Der im Dez. 1927 begonnene Ausbau der Bezirksstraße (Pflasterung) wird am Ortseingang Elfhausen abgeschlossen;
1930 - Volkszählung, Thonbrunn hat 873 Einwohner;
1932 - Gastwirt Edi Martin (Nr. 80) wird Gemeindevorsteher;
1933 - Der Schienenautobus Asch - Adorf verkehrt am 1. 1. zum ersten Mal;
1933 - In Thonbrunn gibt es inzwischen 17 Radioapparate;
1933 - Gendarmerieposten von 4 auf 7 Mann erhöht;
1936 - Kriegerdenkmalausschuß gegründet;
1937 - Stationsname Thonbrunn/Friedersreuth wird in Thonbrunn umgeändert;
1937 - In Thonbrunn gibt es inzwischen 59 Radioapparate;
1937 - Am 21. 11. Toten- und Gefallenenehrung auf dem Ortsfriedhof;
1938 - In Thonbrunn gibt es 4,5% Arbeitslose;
1938 - Diphterieschutzimpfung;
1939 - Volkszählung, Thonbrunn hat 830 Einwohner;
1939 - 30. 6. und 9. 7. schwere Hagelschläge im Dorfe. Ein großer Teil der Ernte vernichtet. Schwere Verluste für die Landwirtschaft;
1940 - Ferdinand Hofmann von Nr. 158 wird zum Bürgermeister ernannt, der bisherige Amtsinhaber Edi Martin geht als Kreissekretär zum Landratsamt Asch;
1942 - Nach Einberufung des Bürgermeisters Ferd. Hofmann zum Wehr- und Kriegsdienst wird Gustav Heinl (Nr. 146) mit der kommissarischen Leitung der Gemeinde Thonbrunn beauftragt;
1944 - Die freiwillige Feuerwehr schafft unter Leitung des derzeitigen Kommandanten Otto Hilf (Nr. 155) eine Motorspritze an. Die Einweihung ist mit einer Wehrübung verbunden;
1945 - 19. bis 21. 4. hat der Krieg auch Thonbrunn erreicht, in den frühen Morgenstunden des 20. 4. 1945 stehen die amerikanischen Truppen von Elfhausen kommend am Ortseingang des Dorfes. Sie weiden noch von kleineren, sich absetzenden deutschen Truppen aufgehalten, nehmen das Reißn-Bergl unter Granatwerferbeschuß, wobei die Scheune des Anwesens 19 in Brand gerät. Das Haus 22 wird von den am. Truppen beschlagnahmt und als Gefechtsstand eingerichtet. Die Bewohner (Joh. Hohberger, sowie Tochter Elise und deren Familien) werden vorübergehend im Hause 155 einquartiert, können aber am 21.4. 45 ihre Wohnungen wieder belegen;
1945 - 8. 5. ist der Krieg endgültig beendet. Thonbrunn von amerikanischen Truppen besetzt;
1945 - 16. 5. kommen die ersten Tschechen nach Thonbrunn, besetzen die örtlichen Dienststellen, verhalten sich aber in Anbetracht amerikanischer Truppenpräsenz sehr ruhig und zurückhaltend gegenüber der Zivilbevölkerung;
1945 - 1.6. wird Gustav Heinl von den tschechischen Behörden beauftragt, die Amtsgeschäfte der Gemeinde Thonbrunn weiterhin wahrzunehmen;
1945 - In Okt. verlassen die Amerikaner auch die besetzten sudetendeutschen Gebiete, nachdem sie sich bereits im Juli aus Sachsen und Thüringen zurückzogen. Die Versorgung wird nun von Tag zu Tag schlechter. Außerdem verunsichern die haarsträubendsten Gerüchte die deutsche Bevölkerung.
1945 - Oktober: Viele Ortsbewohner schaffen Wäsche, Kleidung, Hausrat usw. ins benachbarte Bayern und Vogtland. Erste Häuser werden von den Tschechen beschlagnahmt. Die Grenzen werden nun schärfer bewacht. Ertappte Grenzgänger bestraft, teilweise sogar mehrere Wochen eingesperrt;
1945 - Dezember: Inzwischen wurden schon sehr viele Häuser beschlagnahmt, deren Bewohner in andere Wohnhäuser zwangsumgesiedelt. Es blieb diesen Menschen kaum mehr etwas von ihrem persönlichen Eigentum. So erging es auch den Bewohnern von Nr. 22, die man zu befreundeten bzw. verwandten Familien in Nr. 124 und 45 verbrachte;
1946 - Im März 1946 begannen im Kreis Asch die Aussiedlungen. Sie sollten bis Mitte November 1946 andauern. An Handgepäck durften erst 30, dann 50 und später 70 kg mitgenommen werden. Beim letzten Transport, er ging in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands, durften sogar 150 kg mitgenommen werden.

Thonbrunner Gemeindevorsteher:

1901 - 1906
August Penzel (Nr.6)
1913 - 1919
Johann Kühn (Nr.3)
1919 - 1930
Nikol Fuchs (Nr.112)
1930 - 1931:
Max Grimm (Nr.64)
1931 - 1940:
Eduard Martin (Nr.80)
1940 - 1942:
Ferdinand Hofmann (Nr.158)
1942 - 1946:
Gustav Heinl als Vertreter

Ferdinand Hofmann - Thonbrunns letzter Gemeindevorsteher

Ferdinand Hofmann - Thonbrunns letzter Gemeindevorsteher

4. Ortsteile

Die Gemeinde Thonbrunn gliederte sich, wie auch die andere Ortschaften, in mehrere Ortsteile. Der älteste Ortskern wurde einfach „Dorf“ genannt. Diesem folgten dann die südliche Siedlungsgruppe „Neustadt“ und nordöstliche Juchhe. Der Name hängt mit „Joch“ - Übergang - zusammen. Gegen Osten, unmittelbar an der sächsischen Grenze, lag die „Glitsche“. Zwischen Neustadt und Glitsche lag ein kleiner Ortsteil Hochberger mit nur zwei Häusern. Hinter der Bahn befand sich bewaldete Moosbrück mit dem Jagdhaus. Um den alleinstehenden Hof Nr. 1 wurde die Gegend als Einöde oder Einzig genannt (ein lange Zeit von der einzigen katholischen Familie des Ortes bewohnter Hof). In der Neuzeit folgten dann die Ortsteile Zum Bahnhof, Spinnerei und Neubau. Gegen Nordwesten gab es dann noch 2 Ortsteile: Am Berg und hinter der Bahn, zum Rossbacher Flur angrenzende Brennvierteler Weg.

Einzelne Thonbrunner Ortsteile sind auf der folgender Luftaufnahme aus dem Jahre 1948 gekennzeichnet:

Thonbrunner Ortsteile

5. Bevölkerungszahl

Die Entwicklung der Häuser- und Bevölkerungszahl in Thonbrunn ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:

Jahr Häuser Einwohnerzahl
1688 15 cca. 80
1778 23 150
1825 - 286
1829 47 324
1847 54 427
1869/70 59 531
1893 89 604
1900 99 731
1906 - 809
1910 112 812
1921 114 746
1930 140 836
1939 153 818
1941 - 829
Vertreibung 1946 154 ?

6. Gewerbe

wie sie in jeweiligen Adressbüchern aufgeführt sind. Unter dem Leerstrich wurde in entsprechendem Jahr keine Angabe gemacht, obwohl die meisten Gewerbe trotzdem im Dorfe vorkommen müssten. An den erwähnten Zahlen kann man sich eine Vorstellung über die Änderungen im Laufe der Zeit machen.

1923 / 1930 / 1935 / 1941

Autofrächter: 0 / 0 / 2 / 2
Bäcker: 2 / 3 / 3 / 3
Gärtner: - /1 / 2 / 2
Gastwirte: 4 / 4 / 4 / 4
Gemischtwarenhandlung: 2 / 4 / 4 / 5
Kohlenhandel: - / - / - / 2
Milchhändler: 2 / 3 / 4 / 2
Schmiede: 1 / 1 / 1 / 1
Schuhmacher: 1 / 2 / 1 / 1
Tischler: - / 4 / 2 / 2
Trafikanten: - / - / 3 / ?

7. Vereine

Das Vereinswesen in Thonbrunn war, wie in allen Landgemeinden, ein sehr reges. Ältester Verein war der 1873 gegründete Begräbnisverein „Freundschaft“. 1892 wurden gleich drei Vereine ins Leben gerufen: Militär-Veteranen-Verein, Arbeiterbildungsverein und Schulkreuzer-Verein, der Oberlehrer Zipser gründete. Aus seiner Initiative wurde dann 1894 auch eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Als stärkster Verein galt der Arbeiter-Turn- und Gesangverein, der nach 1918 auch eine sieben Mann starke Kapelle mit Martin-Trompeten aufstellte. Eine vor 1914 gegründete deutsche Turnriege wurde nach Kriegsende aufgelöst. Zur Neugründung des Deutschen Turnvereins kam es im Jahre 1935. Der Männergesangverein Thonbrunn, seit den zwanziger Jahren gemischter Chor, brachte beachtliche Gesangs- und Theateraufführungen. Die Thonbrunner Jugend fand sind hauptsächlich in drei Geselligkeitsvereinen: Germania, Vorwärts, Edelweiß. Schließlich gab es auch noch einen Kleintierzuchtverein und einen Obstbauverein.

Männergesangverein Thonbrunn

Die Kapelle des Männergesangvereines Thonbrunn, um 1925

Nach der Eingliederung des Sudetenlandes ins Dritten Reich 1938 wurden fast alle örtliche Vereine aufgelöst und durch einheitliche Staatsorganisationen ersetzt. 1938 entstand eine Ortsgruppe des Frontkämpferbundes. 1941 sind außerdem weitere 3 örtliche Vereine erwähnt: Männergesangverein, Kleintierzuchtverein und Gartenbauverein.

In der nachfolgenden Tabelle sind alle uns bekannte Thonbrunner Vereine aufgelistet.

Pos. Verein Gründungsjahr
1 Leichenkosten-Unterstützungsverein „Freundschaft“ 1873
2 Arbeiterbildungsverein 1892
3 Militär-Veteranen-Verein 1892
4 Schulkreuzer-Verein 1892
5 Geselligkeit-Verein „Germania“ 1893
6 Evangelische Friedhofsgemeinde 1887
7 Freiwillige Feuerwehr 1899
8 Evangelische Predigtstation 1905
9 Turnriege des Turnvereines Asch vor 1914
10 Leichenkosten-Unterstützung-Verein „Eintracht“ um 1910
11 Arbeiter-Turn- und Gesangverein um 1910
12 Geflügel- u. Kleintierzucht-Verein vor 1923
13 Pfeifenklub „Vorwärts“ vor 1923
14 Ortsgruppe d. Deutschen Kulturverbandes vor 1923
15 Arbeiter-Turnverein vor 1923
16 Landwirtschaftliches Kasino vor 1930
17 Obstbauer-Verein vor 1930
18 Deutscher Turnverein um 1930
19 Jugendverein „Edelweiß“ nach 1930
20 Jagdgenossenschaft nach 1930
21 Notschlacht-Verein nach 1930
22 Ortsgruppe des Frontkämpferbundes 1938

Folgend sind als ein Beispiel die Thonbrunner Vereine aus dem Jahre 1906 detailliert Aufgelistet:

Schulkreuzer-Verein:
Obmann: Oberlehrer Ernst Zipfer, Stellvertreter: Friedrich Hofmann, Kassierer: Karl Paul,
Versammlungen jeden 1. Sonnabend im Monat. Vereinslokal: Gasthaus Friedrich Penzel Nr. 80,
Tätigkeit: Vermehrung der Lehr- u. Lernmittel für die Schule, Fortbildung der Mittglieder durch Vorträge,
Vorlesungen u. Benutzung der Bibliothek

Beerdigungsverein „Freunschaft“:
Vorsteher: Friedrich Hofmann, Schriftführer und Kassierer: Nikol Fuchs
Jährlich eine Hauptversammlung im Gasthause des Adam Hilf Grüner Baum Nr. 23
Tätigkeit: Beitragsleistung zu den Leichenkosten bei Beerdigung von Mitgliedern und ihren Angehörigen,
Stellung der erforderlichen Träger beim Begräbnis, Teilnahme am Leichenbegräbnis.

Militär-Veteranen-Verein:
1 Vorstehender: Christof Zöfel, 2 Vorstehender: Gustav Hofmann, Schriftführer und Kassierer: Karl Fuchs
Jährlich eine Hauptversammlung, Vereinslokal: Gasthaus Adam Hilf Grüner Baum Nr. 23
Tätigkeit: Das patriotisch-dynastische Gefühl an Kaiser und Vaterland zu befestigen,
Unterstützung der Hinterbliebenen von Mitgliedern bei Sterbefällen,
Teilnahme am Leichenbegräbnis.

Geselligkeit-Verein „Germania“:
Vorsteher: Ernst Gebhardt, Stellvertreter: Johann Hohberger, Rechnungsführer: Adolf Meiler
Jährlich eine Hauptversammlung, Vereinslokal: Gasthaus Adam Hilf Grüner Baum Nr. 23
Tätigkeit: Pflege der Geselligkeit.

Leichenkosten-Unterstützung-Verein „Eintracht“:
Vorsteher: Johannes Hohberger, Stellvertreter: Friedrich Penzel, Schriftführer und Kassierer: Johann Rogler
Tätigkeit: Unterstützung der Hinterbliebenen verstorbenen Mitgliedern,
Stellung der erforderlichen Träger beim Begräbnis, Teilnahme am Leichenbegräbnis.

Freiwillige Feuerwehr:
Hauptmann: Christof Zöfel, Stellvertreter: E. Zipfer Schriftführer und Kassierer: Friedrich Hofmann
Der Feuerwehr-Sterbekasse gehören 24 Mitglieder an.

Freiwillige Feuerwehr 1910

Thonbrunner Freiwillige Feuerwehr 1910

Evangelische Friedhofsgemeinde:
Obmann des Friedhofsausschusses: Johann Ritter, Schriftführer und Kassierer: Nikol Fuchs

8. Fabrik

Einige Quellen angeben, dass die Neuenteicher Fabrik auf den Überresten einer alten Mühle erbaut wurde. Existenz solcher Mühler in Thonbrunn ist jedoch weder urkundlich, noch topographisch belegt (sie ist auf keiner Landkarte verzeichnet). Die Tatsache aber ist, dass die Existenz einer Mühle durch eine ausreichende Wasserversorgung aus einem ausreichenden Wasserlauf oder Teich bedingt ist. Keine von diesen Bedingungen war hier damals erfüllt. Neuer Teich fehlt noch auf Bauers Landkarte vom 1716, ist aber im Zedtw. Inv. 1740 als „neuer Teich“ erwähnt, als Gegenstück zu dem „Alten Teich“, der weiter unten im Tal nahe beim Ponelteich laß (später wurde er aufgelöst, erst in den 1960er Jahren wurde dieser Teich wiederaufgebaut). Am Ponelteich lag aber die alte Ponelmühle und dieser könnte etwaige Thonbrunner Mühle wohl kaum konkurrieren.

Nach einem alten Kauf- und Verkaufskontrakt vom 24. Juli 1829 erwarb der Roßbacher Tüchelfabrikant und Großkaufmann Johannes Künzel den Grund um den Neuenteich, nach einem späteren Zusatz auch den Grund um den Altenteich (oberhalb der Bahnelmühle) von dem bisherigen Eigentümer, „Hochgeboren Herrn Johann, Graf von Zedtwitz“. Dabei wurden Künzel die Rechte zugesprochen, auf dem neu erworbenen Gelände, Gebäude für den beliebigen Gebrauch zu errichten.

Johannes Künzel betrieb in Roßbach Weberei, Färberei, Druckerei, Appretur und Spinnerei. Für letztere baute er eine eigene Fabrik in der Flur Neuenteich zu Thonbrunn. Als Bauzeit sind die Jahre 1832/33 anzusehen. Es ist wahrscheinlich, daß das Gebäude damals die Nr. 288 von Roßbach erhielt und als Spinnfabrik bei Roßbach bezeichnet wurde. Der Direktor war der Schwiegersohn des Genannten namens Karl Schündler. Im Völksmund bezeichnte man diese Fabrik als die „Maschine“, weil der Antrieb der Spinnmaschinen mittels einer wassergetriebenen maschinenähnlichen Anlage erfolgte. Erst viele Jahre später, etwa 1850 bis 1855, wurde dann eine Dampfmaschine eingebaut.

Am 18. Juli 1849 verstarb Johannes Künzel. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen und so kam die Fabrik am Neuenteich in den Besitz seiner Schwiegersöhne Johann und Carl Schündler aus Neuberg. Johann Schündler war ein Landtagsabgeordneter. Die neuen Besitzer ersetzten im Jahre 1851/52 das zu eng gewordene Wohnhaus. Es war wohl auch der Zeitpunkt, daß das Haus nun die Nr. 55 von Thonbrunn erhielt, zumal Thonbrunn inzwischen Katastralgemeinde geworden war. Johann Schündler betrieb bereits 1840 in der Hammermühle zu Grün eine Baumwollspinnerei. Um 1850 beschäftigten die Brüder Schündler in ihren Spinnereien zu Neuenteich 130 und zu Neuberg 60 Arbeiter.

Die Neuerrichtung des Wohnhauses (Nr. 55) am Neuenteich fiel in eine der schlimmsten Notzeiten des 19. Jahrhunderts. Eine Mißernte 1851 brachte große Teuerung und inflationären Geldverfall. Dies, aber auch die Anfangs der sechziger Jahre im 19. Jahrhundert entstandene Baumwollkrise, setzten den Schündler-Brüdern sehr zu. Um 1865/66 stellte die Neuenteicher Spinnerei die Produktion ein, die Maschinen wurden verkauft. Johann Schündler verstarb am 24. April 1871 in Neuenteich-Thonbrunn in der Spinnerei Nr. 55, wo sich auch seine Wohnung befand. Die Gebäude verfallen allmählich und die viereckige alte Esse neigte sich bedenklich, blieb aber viele Jahre wie ein schiefer Turm stehen. Seine zweite Frau, Amalie, geb. Wagner, aus Asch, verkaufte den leerstehenden Gebäudekomplex samt Grand im Jahre 1890 an den Textilfabrikanten Hugo Schmelzer aus Werdau/Sachsen um 60 000 Mark.

1894 stürzte endlich der alte Kamin ein, ohne jemanden zu verletzen. In dieser Zeit läßt Schmelzer die inzwischen sehr baufällig gewordenen Gebäude aus Preßlehmsteinen abtragen und errichtet neue Ziegelsteingebäude. Am 23. 9. 1895 nimmt Neuenteicher Spinnerei nach längerer Instandsetzung wieder vollen Betrieb auf. Direktor des Betriebs ist Max Steinbach. Die neue Esse ist 45 m hoch. Außerdem läßt er einen Gleisanschluß an die Lokalbahn Roßbach-Asch auf dem Fabrikgelände erstellen. 1898 ist die Neuenteicher Fabrik um einen 39 m langen Anbau vergrößert worden. Die neuen Gebäude Nr. 93, 94, 95, 96 und 97 finden Verwendung als Wohnungen für die Spinnmeister und Facharbeiter. Das Gebäude 98 dient ebenerdig als Speisesaal für die Werksangehörigen und im 1. Stock richtet man in den vorhandenen Räumen das Kontor (Büro) ein.

Thonbrunner Spinnerei um 1900

Die Thonbrunner Spinnerei um 1900, in der Mitte das ursprüngliche Haus Nr. 55

Am 17. Juni 1900 vernichtet ein Brand die Spinnerei, Färberei und Nebengebäude bleiben erhalten. Im März 1901 werden, bei einer Zählung der Beschäftigten, 220 Arbeiter in der Neuenteicher Spinnerei registriert. Die Fabrik wird in sehr kurzer Zeit wieder aufgebaut, 1905 lief die neue Spinnerei an - mit 20 vollautomatischen Dreikrempelassortimenten und 60 Selfaktoren (Selbstspinner) je 400 Spindeln, zusammen 24 000 Spindeln, die eine gewaltige Erzeugung herbrachten. 1907 kauft Schmelzer auch den Neuenteich (Gewässer) vom Grafen von Zedtwitz zu Neuberg/Unterteil. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden täglich ein Waggon Kohle und vierzig Ballen Rohbaumwolle verbraucht. Es wurden Gespinste aus ostindischer und amerikanischer Baumwolle hergestellt. Hugo Schmelzer starb 1918 ohne Hinterlassung eines geeigneten Nachfolgers. Das war auch der Grund zum bereits 1912 erfolgten Verkauf des Unternehmens an den Ascher Textilindustriellen Christoph Fischer.

Anzeige Spinnerei 1923

Eine Anzeige der Neuenteicher Spinnerei aus dem Jahre 1923

Ab 1912 trug der Betrieb dann den Namen „Neuenteicher Vigognespinnerei Christoph Fischer“. 1914 vergrößerte und modernisierte er die gesamte Kessel- und Maschinenanlage, die auch in der Folgezeit ständig auf neustem Stand gehalten wurde. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Baumwollfärberei in Betrieb genommen. 1921 baute man einen weiteren Gebäudeteil an die Färberei an. 1926 gab es einen Erweiterungsbau für eine moderne Krempel und der Betrieb erhielt außerdem eine automatische Feuerlöschleitung. 1928 wird die Packerei um 20 m vergrößert und schon 1930 folgt das sogenannte Magazin, ein Erweiterungsbau der Größe 18 x 32 m, der als Lagerraum und Ölkeller diente. 1936/37 wird schließlich das 1852 errichtete Wohnhaus Nr. 55 vollständig renoviert und zum Direktor-Wohnung umgebaut. Bis zur Vertreibung wurde in der Fabrik durchschnittlich 200 Arbeitskräfte beschäftigt. Jährlich wurde cca. 1.200 Tonnen Vigognen-Gespinste sehr hohe Qualität produziert, die vor allem an die Ascher Textilfabriken, aber auch nach Ausland geliefert wurde.

Neuenteicher Vigognespinnerei überstand den letzten Weltkrieg ohne jeglichen Kriegsschäden. 1945 wurden die Besitzer enteignet, der Besitz ging in tschechisches Staats- bzw. Volkseigentum über. Die Produktion der Fabrik lief nach wie vor bis zum Anfang der 1990er Jahre weiter. 1997 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. 2009 wurden dann die meisten Objekte der ehemaligen Fabrik abgerissen. Stehengeblieben ist u.a. das Haus Nr. 93-97, wo sich heutzutage Notunterkünfte für Sozialschwäche befinden. Auf der Fabrikgelände wurde eine Bauschutt-Deponie errichtet.

9. Ziegelei

Auf dem gräflichen Besitz (Zedtwitz Schönbach) hinten dem Neuen Teich fand man nach dem 1. Weltkrieg eine lehmhaltige Erdschicht, die sich angeblich zur Fertigung von Ziegelsteinen eignen sollte. Daher hatte Gerber Panzer aus Asch im Jahre 1928 in unmittelbaren Nähe des Neuen Teiches ein Wohnhaus und Fabrikationsgebäude zur Herstellung von Ziegelsteinen errichtet. Es erhielt die Hausnummer 145. Die Produktion lief aber nur kurze Zeit. Man merkte bald, dass der zur Verfügung stehende Lehm zu sehr mit Steinen durchsetzt und daher für die Herstellung von brauchbaren Ziegeln nicht geeignet war. Panzer und der Schönbacher Graf Zedtwitz gerieten darüber in Streit. Der Graf verlor den anschließenden gerichtlichen Prozess und musste 1932/33 an Panzer mehr als eine Million Kronen Schadensersatz leisten.

Danach wurde die Ziegelproduktion nicht mehr aufgenommen. Die Produktionsgebäude verfielen nach und nach. Das Wohnhaus, welches einigermaßen erhalten blieb, wurde vermietet. Es ist noch auf der Luftaufnahme vom 1948 ersichtlich.

Auf dem Gelände der einstigen Ziegelei befindet sich heutzutage ein Imbiss-Kiosk.

Thonbrunner Ziegelei

Die Thonbrunner Ziegelei, im Hintergrund der Schornstein der Spinnerei, um 1930; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau

10. Bahnstation

Die Bauarbeiten an der lokalen Bahnlinie Asch - Roßbach wurden am 6. Oktober 1884 aufgenommen. Am 26. September 1885 wurde dann die Asch-Roßbacher Eisenbahn dem öffentlichen Verkehr übergeben. An der Eisenbahn-Strecke befand sich auch die Haltestelle Thonbrunn-Friedersreuth (km 12). Erste Haltestelle war ein einfaches, vorn offenes Häuschen, welches einigen Schutz bei Regen und Wind bot. Neben dem Wartehäuschen stand dann ein Abort. Die Fahrkarten wurden im Zuge verkauft.

Thonbrunner Haltestelle

Die Thonbrunner Haltestelle, rechts die Schwankwirtschaft, im Hintergrund dann Hof Nr. 1 "Einzig", um 1900

Im Laufe der Zeit stieg jedoch der Verkehr und das Wartehäuschen entsprach nicht im Geringsten mehr den Anforderungen. Die Gemeinden Thonbrunn und Friedersreuth hatten deshalb entschieden, die Haltestelle in eine Station umzuwandeln. Beide Gemeinden bewilligten daher zu diesem Bau einen Betrag von 10 000,- Kronen. Herr Graf Franz v. Zedwitz spendete weitere 1000,- Kronen. Einige Beträge wurden auch vom Pächter des unweit liegendes Gasthauses und dem Fabrikanten Schmelzer zugesprochen, lediglich später wurden diese Zusagen widersprochen. Weitere notwendige 10 000,- Kronen wurden also bei der Ascher Sparkassa geliehen.

Das neue Bahngebäude wurde 1910 gebaut und trug die Anschrift Thonbrunn – Friedersreuth. Links davon befand sich ein Toiletten-Häuschen. Es wurde auch eine Verlade-Rampe geplant, jedoch dieses Projekt wurde nie realisiert.

Bahnstation Thonbrunn-Friedersreuth

Der Bahnhof diente seinem Zwecke fast 80 Jahre, nach der Wende 1989 wurde der Bahnhofbetrieb eingestellt. Das Bahngebäude stand dann mehrere Jahre leer, bis es 2012 ganz umsonst abgerissen wurde. Heutzutage steht an seiner Stelle wieder ein hässliches offenes Häuschen.

Ende der Thonbrunner Bahnstation Letzte Thonbrunner Haltestelle

11. Gasthäuser

Gasthaus Zum grünen Baum, Nr. 144;
Gasthaus Martin, Nr. 80;
Gasthaus Künzel, Nr. 108;
Gasthaus Schwankwirtschaft Neuenteich, Nr. 87, dieses wurde von den Tschechen auch nach der Vertreibung bewirtschaftet. Der Betrieb wurde erst um 2000 eingestellt.

Mehr über die Thonbrunner Gasthäuser finden Sie hier.

12. Schulwesen

Die erste überlieferte Nachricht über einen ortseigenen Schulunterricht läßt erkennen, daß es sich dabei, wie in den anderen kleinen Ortschaften des Ascher Landes, auch um eine Wanderschule gehandelt hat. Erster Schulmeister um 1780 war Wolf Adam Kropf, Maurergeselle und „auf unbestimmte Zeit beurlaubter Soldat“. Im Jahre 1866 kaufte die Gemeinde das Weberhaus Nr. 44 und richtete es als eigenes Schulhaus mit einer inliegenden Lehrerwohnung ein.

1881 hatte die Gemeinde inzwischen ein 2. Schulhaus gebaut, das die Nr. 81 erhalten hatte. Ab 1884 wurde die Volksschule dann zweiklassig, so daß das alte Schulhaus (Nr. 44) bis 1903 weiterhin benötigt wurde. Zum Oberlehrer wurde 1885 Ernst Zipser ernannt. 1892 gründete er einen Schulkreuzerverein. Das so erwirtschaftete Geld ermöglichte es, Lehr- und Lernmittel anzuschaffen und für die Schulkinder manch sonstige Erleichterung zu schaffen. 1892 wurden in der Ortschaft 95 Schulkinder gezählt: 53 Knaben und 42 Mädchen.

Ernst Zipsers Hauptwerk war die Errichtung eines letzten, des dritten, Schulhauses für drei Klassen, das 1903 gebaut wurde. Dort führte er eine für damalige Verhältnisse vorbildliche Betreuung der Kinder ein. Im Schulgarten unterwies er sie im Pflanzen, Veredeln und Pflegen der Obstgehölze. Es gab dort auch ein Übungsplatz, wo Turn-Unterricht abgehalten wurde. 1924 scheidet Zipser dann aus dem Schuldienst und der bereits seit 1910 als Lehrer in Thonbrunn tätige Max Beilschmidt, aus Wernersreuth, wird mit der Leitung der Volksschule in Thonbrunn beauftragt. 1925 wird Beilschmidt dann auch zum Oberlehrer ernannt und führt dieses Lehramt bis zu seiner Aussiedlung im Jahre 1946 aus.

Das Unterricht in der Thonbrunner Schule wurde auch in der Nachkriegszeit 5-klassig abgehalten. Ab der 6. Klasse besuchten die Kinder dann die Schule in Rossbach. Mit ständig rückgängiger Zahl der schulpflichtigen Kinder wurde das Thonbrunner-Unterricht schließlich im Jahre 1976 endgültig beendet. Seitdem steht das Schulhaus leer.

1. Thonbrunner Schulhaus 2. Thonbrunner Schulhaus

Links erstes Thonbrunner Schulhaus Nr.44, rechts das 2. Thonbrunner Schulhaus Nr.81

3. Thonbrunner Schulhaus

Drittes Thonbrunner Schulhaus Nr.107 kurz nach dem Bau 1903

13. Kirchenwesen / Friedhof / Kriegerdenkmal


Kirchliches

Kirchlich gehörte Thonbrunn in ältester Zeit nach Asch, später zur Neuberger Kirche. Diese ist sehr alt und möglicherweise bereits im 14. Jh. als Schloßkapelle errichtet worden. Sie war bis 1903 eine Filiale von Asch. Die Katholiken von Thonbrunn waren ursprünglich nach Asch (St. Niklas auf dem Stein) eingepfarrt, seit der Errichtung einer katholischen Kapelle in Roßbach (1874) bis 1945 dorthin zuständig. Die Thonbrunner sind also jeden Sonntag zum Gottesdienst zur Neuberger Kirche gegangen.

Auf Anregung der Roßbacher Pfarrei und des Oberlehrers Zipser wurde 1910 in Thonbrunn ein Kirchenbauverein Thonbrunn-Friedersreuth gegründet, das sich mit Friedersreuth in Verbindung setzte, um gemeinschaftlich in der Nähe vom Neuenteich eine Kirche zu bauen. Der Spinnereibesitzer Hugo Schmelzer stellte dem Kirchenbauverein Thonbrunn-Friedersreuth unmittelbar neben der Fabrik ein Baugrundstück zur Verfügung und spendete 10 000 Kronen für den Baufonds. Die Sache machte gute Fortschritte, und wenn der Krieg 1914-18 nicht stattgefunden hätte, dann wäre das Unternehmen auch vollbracht worden. Die eingebrachten Finanzen hatte leider der 1. Weltkrieg verschlungen. Später wurde aus Zipfer Initiative eine von Roßbach aus versorgte Predigtstation in Neuenteich (Spinnereigebäude) und Thonbrunn (zweites Schulhaus) eingerichtet, wo alle vier Wochen ein Gottesdienst gehalten wurde.


Friedhof

Solange Thonbrunn keinen Friedhof hatte, fanden die Beerdigungen in Neuberg statt. Da die Beerdigungen in den Wintermonaten angesichts der schlechten Wegeverhältnisse nach Neuberg sehr schwierig waren, wurde auf Betreiben von Oberlehrer Zipser im Jahre 1887 die Errichtung eines eigenen Friedhofes angestrebt. Es wurde eine öffentliche Spende aufgerufen. So kam langsam die Summe zusammen, die notwendig war, um von Johann Rogler aus dem Hof Nr. 5 einen Acker zu kaufen für die Anlage des Friedhofs. Freiwillige Helfer halfen bei der Einzäunung und dem Pflanzen der Bäume. Pfarrer Alberti vollzog 1888 die Einweihung. Zum Friedhof führte ein Weg am Hause Nr. 92 vorbei.

Es ist uns nicht bekannt, ob auf dem Friedhof nach der Vertreibung beerdigt wurde, eher aber nicht mehr. Die wenige Verstorbene wurden auf dem Rossbacher Friedhof beerdigt. Der Friedhof verfiel in der Nachkriegszeit allmählich, das Leichenhaus wurde abgerissen, der Zaun abgebaut. Oft kam weidendes Vieh zur Abkühlung zwischen die Gräber, die schnell stark Beschädigt wurden.

Heutzutage gibt es seitens Rossbacher-Gemeinde eine Bemühung den Friedhof neue zu pflegen, stark wachsendes Gebüsch wurden entfernt, die Gräber sollen künftig ehrfürchtig ausbessern werden. Es sei Dank dafür!!

Thonbrunner Friedhof 2020

Thonbrunner Friedhof im Jahre 2020; © Thonbrunn


Kriegerdenkmal

Für die Gefallenen der Kirchengemeinde Neuberg wurden zwei Kriegerdenkmale errichtet. Zwei Gefallene aus dem Kriege 1864/66 sind auf dem Kriegerdenkmal in Neuberg verewigt.

Kriegerdenkmal in Neuberg Kriegerdenkmal in Neuberg

Neuberger Kriegerdenkmal um 1910, rechts heutiger Zustand 2020

41 Tote des Ersten Weltkriegs wurden dann auf dem neu gefundenen Kriegerdenkmal erwähnt. Dieses Denkmal wurde in letzten Tagen 2020 in der Nähe des Friedhofes aufgestellt. Zur einer zeremoniellen Enthüllung soll im nächsten Jahr 2021, nach der Einrichtung der unmittelbaren Umgebung des Denkmals, kommen.

Kriegerdenkmal in Thonbrunn Kriegerdenkmal in Thonbrunn

Thonbrunner Kriegerdenkmal vom 1. Weltkrieg, Stand Dezember 2020; © Thonbrunn

Mehr über die Geschichte des Kriegerdenkmals, Gefallene, Vermisste und Verstorbene währen der beiden Weltkriegen finden Sie hier.

Quellen::
Heimatbote – Mitteilungsblatt für Rossbach, Friedersreuth, Gottmannsgrün und Thonbrunn / 1946-1996;
Ascherrundbrief – Heimatblatt für d. Kreis Asch / seit 1948;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
J. Tittmann – Heimatskunde des Ascher Bezirkes 1893;
Rossbacher Heimatbuch 1970;
Johann Richard Rogler - Die Orts- u. Flurnamen d. Ascher Bezirkes 1955;

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