GESCHICHTE DES BIERBRAUENS
IM ASCHER LAND - II.
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Brau-Commune und Bürgerliches Brauhaus in Asch


Eine Rechnung des Ascher Brauhauses aus dem Jahre 1727;
© Archiv der Brauerei Pilsner Urquel
Die Brau-Commune, ein Zusammenschluss der brauberechtigten Ascher Bürger, war das älteste gewerbliche Unternehmen größerer Art in der Stadt Asch. Die Ausübung des Brau- und Schankrechtes durch Bürger von Asch lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen und ist durch eine Urkunde vom 22. Feber 1647 beglaubigt, laut welcher die Herren von Zedtwitz als Besitzer der Herrschaft Neipperg und Asch über Auftrag der Krone von Böhmen den Bürgern des Marktes Asch das Recht „Bier zu brauen und auszuschenken“ ausdrücklich bestätigen. Diese Brau-Gerechtigkeit war anfänglich auf 19 Häuser in Asch und auf 4 Häuser in Wernersreuth und Oberreuth beschränkt. Die Herren von Zedtwitz hatten auf ihren Rittergütern Neipperg, Sorg und Schönbach auch Brauhäuser. Das von ihnen erzeugte Bier durfte aber nur an der Erzeugungsstätte zum Ausschank gelangen, weshalb die Gutsherren darnach trachteten, die Einnahmequelle, die aus der in Asch erhobenen Getränkeauflage ihnen zufloss, dadurch ergiebiger zu machen, daß sie die Zahl der Brauberechtigten selbst erhöhten. Im Jahre 1734 hatte Asch 63 Brauberechtigte Bürger. Diese Zahl wechselte im Laufe der Jahre und erfolgten mannigfache Gerechtigkeit-Übertragungen durch Besitzwechsel, Heiraten u. s. w. gegen Zahlung von Braurechts-, Einmuths- und Kesselgeld. Die Ascher Brau-Commune hatte später unterhalb des Rathauses das erste sog. „Untere Brauhaus“ eingerichtet, wann genau ist jedoch unbekannt (wohl um 1700). Das dazu gehörige Malzhaus soll in der Grabengasse gewesen sein, bis die bürgerliche „Brau-Commune“ 1812 und 1830 das spätere Malzhaus an der Sachsen Straße baute.
In der gemeinsamen Brauerei wurde in der Reihenfolge gebraut, d. H. jedem Brauberechtigter wurde nach und nach bestimmte Zeit eingeräumt, während der er eigenes Bier brauen könnte. Manche solcher Brauberechtigter zeigten sich „einbissig“, den sie begnügten sich nicht damit, in der bestimmten Reihenfolge in dem bürgerlichen Brauhaus zu brauen, sondern sie brauten auch auf dem zur Herrschaft Schönbach gehörigen Vorwerfe, der herrschaftlichen Braustelle, außer der Reihe. Diese Überproduktion schädigte die übrigen zur Brau=Commune legal gehörigen Bürger in ihrem Gewerbe und gab zu wiederholten Beschwerden am königlichen Hofe zu Prag Anlaß; aber auch mit den Gutsherren von Zetdwitz selbst hatten sie einen Streit wegen Erhöhung des Umgeldes, der zu Gunsten der Brau-Commune ausgefallen ist. Hierauf bezugnehmende Urkunden waren in Abschrift im Besitz der Ascher Brau-Commune, z. B. vom 13. Oktober 1667, 2. Feber und 5. Juli 1668 und vom 17. August 1672.

Im Vordergrund das Malzhaus der Bürgerlichen Brauerei in der Sachsenstrasse, um 1910;
Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Mit dem Braurecht war auch das Ausschankrecht verbunden. Der Ausschank erfolgte ebenfalls in der Reihe, war also ein Reihenschank, und als Zeichen, dass in dem Hause „die Bürgerschänke eingekehrt sei“, war gewöhnlich ein Regel gewählt worden, weshalb man diesen Ausschank „Regelschank“ nannte. Statt der Regel hat man auch einen Kranz von grünem Reisig, ein an einem Band frei hängendes Bierfässchen mit Namenszug und Angabe des Jahres der Geschäftsübernahme usw. als solche Zeichen verwendet. Andere hatten wieder bemalte Schilder, z. B. ein Brettchen in Herzform, auf der einen Seite mit Namen und Jahreszahl, auf der anderen Figuren, bezugnehmend auf das Wirtshausleben, z. B. drei lustigen Bauern usw. In Asch gab es 1893 noch 5 Regelschenken. In früherer Zeit war das Zubehör aus einer Schänke mit in die andere gewandert; später mag wohl jeder Brau- und Regelschankberechtigte sein eigenes Inventar zu haben.


Anfang der Sachsenstraße, ganz links das ehemalige „Untere Brauhaus“, rechts die Karte vom 1850, ganz oben ist das Brauhaus gezeichnet
Bräuer im unteren Brauhause war Johann Krader aus Asch. Sein Nachfolger war J. G. Schmidt, der von 1862 bis 1884 braute auch in der oberen Brauerei. In der unteren Brauerei wurde das Bier bis 1884 gebraut. Das alte Brauhaus auf dem Marktplatz wurde am 5. September 1887 an den Fleischhauer Friedrich Geyer um 5360 Gulden verkauft. In den 1930er Jahren bestand die Ascher Bier-Commune aus 200 Bierberechtigten Bürgern und der Stammkapital betrug um 3 Millionen Kronen.
Die Bürgerliche Brauerei Asch

Im Jahre 1862 kaufte die Braukommune Asch vom Grafen Theodor Zedtwitz, Herrn auf Asch-Niklasberg, das dortige Brauhaus um 26.000 Gulden. Dieses Acher herrschaftliche Brauhaus, sog. „Oberes Brauhaus“, stand an Stelle späteren bürgerlichen Brauerei in der damaligen Langegasse 627. Seitdem braute die Braukommune in zwei Braustätten, bis zur Auflassung des unteren Brauhauses im Jahr 1884. In diesem Jahr war im oberen Brauhaus als Brauer Georg Schmidt tätig, er war ein Sohn des J. G. Schmidt.


In den Jahren 1885 / 1886 erfolgte der Umbau des oberen Brauhauses in eine Dampfbrauerei, die Anlegung von großen Eiskellern und 1892 der Bau von je zwei großen Gär- und Lagerkellern, sowie die Erweiterung des bisher bestandenen alten Lagerkellers. In den Kellern legten 106 Fässer mit einem Fassungsraum von je 30 - 40 Hektoliter. Im Verwaltungskörper der Brau-Commune begannen schriftliche Aufzeichnungen erst 1738, und auch diese sind vielfach lückenhaft. Sie beziehen sich meist auf die Persönlichkeiten der Rechnungsführer, der Deputirten, der Brauberechtigten und ihrer Besitznachfolger, auf die Zahl der Übertragungen von Gerechtigkeiten, auf die Zahl der Gebräue, auf Daten von Neuanschaffungen, Reparaturen, Neubauten, Käufen, wirtschaftlichen Lagen und auf Verhältnisse, die auf den Betrieb der Unternehmung nutzbringend oder schädigend einwirken.
Nach der Verstaatlichung der Brauerei im Jahr 1945 wurde ein Teil des Archivs liquidiert, ein anderer Teil ging in den Besitz des Kreisarchivs Eger über. Von dort gelangte es schließlich in das Archiv der Brauerei Pilsner Urquel, wo es noch heute eingesehen werden kann. 1938 sollte ein Ascher Lehrer eine ausführliche Geschichte der Ascher Bürger Brauerei aufarbeiten. Es wurde für eine Buchveröffentlichung vorbereitet, die jedoch aufgrund des laufenden Zweiten Weltkriegs nicht stattfand. Dieses Material befand sich angeblich bis 1945 im Tresor der Brauerei, verschwand aber nach der Ankunft der Tschechen unwiederbringlich. Leider gab es keine Kopie dieses wertvollen Dokuments.

Lageplan der Brauerei aus dem Jahre 1946;
© Archiv der Brauerei Pilsner Urquel
Beschreibung der Brauerei aus dem Jahre 1950
Die Brauerei in Asch ist ein altes Gebäude aus Ziegel- und Steinmauerwerk mit einem Giebeldach mit Eterniteindeckung. Die Decken und Zwischendecken sind in Querbalken gewölbt oder aus Beton. Die Böden in den Betriebsräumen sind aus Schamotte, Beton oder Xylolith. Im Sudhaus sowie im Abfüllraum sind die Wände mit dem Schamott bekleidet. Die Beleuchtung in allen Betriebsräumen ist ausreichend. Die Belüftung erfolgt über Lüftungsflügel in den Fenstern. Die künstliche Beleuchtung ist elektrisch. Alle Betriebsräume befinden sich im Erdgeschoss, nur das Sudhaus erstrebt sich über 3 Etagen. Die Entwässerung der gesamten Brauerei ist an die städtische Kanalisation angeschlossen. Das gesamte Brauereigebäude grenzt an einen geschlossenen Innenhof, der durch einen überdachten Durchgang zugänglich ist. Einzelne Betriebsräume sind folgend angeordnet:

Der Bauplan der Brauerei aus dem Jahre 1946, © Archiv der Brauerei Pilsner Urquel

Der Gewerbeschein der Bürgerlichen
Brauerei vom 1912
Auf der rechten Seite des Flures befindet sich das Sudhaus, gefolgt von der Flaschenabfüllerei und dem Flachen-Lager sowie der Fasswäscherei. Rechts davon befinden sich 2 Maschinenräume und im vorderen Raum ein Kesselraum. Im Hoftrakt befinden sich Gärkeller, Fassabfüllraum, Picherei und Binderei. Im Untergeschoß befinden sich Lagerkeller. In 1. Etage des Sudhauses befindet sich die Kühlanlage und die Malzquetsche. Die Kühlanlage befindet sich auch oberhalb des Gärkellers.
Der Maschinenpark ist für die Herstellung von Bier üblich. Der Kesselraum hat zwei Ausgänge, einen zum Hof und einen durch den Maschinenraum. Dort gibt es 2 Heizkessel, zweiflammig, Baujahr 1926 und 1939, Heizfläche 66 m2, einer für 12 atm. und der andere für 15 atm., System Morisson. Im Maschinenraum befinden sich eine 130 PS starke Dampfmaschine und ein 180 PS starker Schnelläufer. In der Picherei wird ein Kessel mit dem Pech direkt auf dem gemauerten Ofen geheizt. Das Pichen erfolgt durch das Einspritzsystem. In der Binderei befindet sich eine Fräsmaschine mit einem kombinierten Schweißgerät sowie 1 Bandsäge und 1 Kreissäge.
Umkleide- und Waschräume befinden sich auf der rechten Seite der Einfahrt neben den bestehenden Garagen. Die Trocken-Toiletten befinden sich unter einem hölzernen Vordach und sind für Männer und Frauen getrennt. In der Brauerei sind etwa 18 Männer und 5 Frauen beschäftigt (Zustand 1950).

Bürgerliche Brauerei in der Brauereigasse - 1928; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Ausstoß der Bürgerlichen Brauerei | |
---|---|
Jahr | Hektoliter |
1890/92 | 19.000 |
1901/02 | 28.754 |
1908/09 | 36.400 |
1911 | 39.944 |
1913 | 40.890 |
1916/17 | 5.350 |
1924/25 | 30.672 |
1928 | 34.150 |
1939 | 32.000 |
1945 | 13.550 |
1946 | 9.281 |
1948 | 11.035 |
1950 | 12.103 |
1960 | 16.135 |
1965 | 29.631 |
Brauer der Ascher Bürgerlichen Brauerei | Geschäftsleiter der Ascher Bürgerlichen Brauerei | ||
---|---|---|---|
1862-1884 | J. G. Schmidt | 1892-1898 | Michael Gläßel |
1885-1898 | Georg Schmidt | 1898-1902 | Johann Krader |
1899-1928 | Adam Flauger | 1902-1920 | Johann Günthert |
1928-1946 | Georg Grüner | 1920-1939 | Ernst Günthert |
1946-1947 | Martin Špic | 1945-1947 | Václav Bervid |
1947-1948 | František Smolík | 1949-1950 | Jan Konáš |
1948-1949 | Bohuslav Táborský | 1950-1960? | Otta Beneš |
1949-1950 | Emil Dürrer |

Sitzend zweite von links Braumeister Grüner, rechts mit dem Hut Obmann Günthert

Der letzte Rechnungsführer aus der Reihe der Bürger war Johannes Geyer, am gestorben 16. April 1892. Am 25. April 1892 konstituierte sich der neue jetzt aktive Verwaltungsausschuss. In einem Auszug aus dem Handelsregister des Kreisgerichtes Eger, Register Einz.II, fol.215 steht dann folgendes:
Tag der Eintragung: 5 Jänner 1900
Wortlauf der Firma: Bürgerliche Brauerei Asch in Böhmen, gegründet 1346
Hauptniederlassung in Asch
Inhaber der Firma: die brauberechtigte Bürgerschaft in Asch durch deren Ausschuss.
Der Ausschuss besteht aus dem Obmann, dem Obmann-Stellvertreter und 9 weiteren Ausschussmitgliedern und wurden in der Hauptversammlung am 17. August 1899 gewählt:
1) Johann Günthert, Bäckmeister in Asch zum Obmann,
2) Johann Krader, Hausbesitzer in Asch zum Obmannstellvertreter,
3) Gustav Ploss, Bindemeister in Asch,
4) Wilhelm Jäger, Realitätenbesitzer in Asch,
5) Albert Geyer, Hotelbesitzer in Asch,
6) Gottlieb Panzer, Kaufman in Asch,
7) Louis Steinel, Kaufmann in Asch,
8) Carl Sehling, Schmiedmeister in Asch,
9) Alexander Weldavy, Realitätenbesitzer in Asch,
10) Christian Geyer, Bäckmeister in Asch,
11) Fritz Künzel, Fabrikant in Asch
Als Buchhalter fungiert Emil Kruschwitz. Im Brauhause sind beschäftigt: 6 Braugehilfen, 4 Böttcher und 3 Maschinenwärter.
Das Gehalt des Braudirektors betrug jährlich 720 Gulden österreichischer Währung oder 1400 Kronen. Dieses Geld verwendete er aber nicht für sich, sondern sammelte einige trinkfeste Männer um sich, mit denen er dann Gastwirtschaften besuchte, die anstelle des Egerischen Bieres inzwischen das bürgerliche Bier ausschenkten. Es war also eine richtige Werbung, heute würde man sagen „public relations“. Der Obmann Gläßel hatte die Brauerei durch seine energische Führung gut vorwärts gebracht. Ein Braurecht wurde bei der Gründung der Braukommune mit 50 Gulden bewertet. Zur Zeit seines viel zu frühen Ablebens standen die Braurechte schon auf 300 Gulden. Unter der zielbewußten Leitung der Nachfolger und der Brauausschüsse stiegen die Braurechte dann auf 42.000 bis 45.000 Kc. Im Lastenausgleichsverfahren wurden die Braurechte mit 5000 RM bewerfet.

Früher war die Qualität der einzelnen Gebräue sehr unterschiedlich und erst durch die Bürgerliche Brauerei kam dann ein gleichmäßig gutes Bier bei den Wirten zum Ausschank. Im Anfang gab es da freilich auch noch Schwierigkeiten, aber bald wurde ein sehr köstliches Bier gebraut. Das Bier aus der Ascher Bürgerlichen Brauerei hatte ein hohes Qualitätssiegel, vermutlich auch dank des sehr guten lokalen Wassers, das nach dem Pilsner Bier angeblich das zweitbeste war.
Zwischen zwei Weltkriegen hatte die Ascher Bürgerliche Brauerei mehrere Gaststätten in Asch und benachbarten Orten erworben und anschließend weiter verpachtet. Die Pächter waren dann natürlich verpflichtet dessen Bier abzunehmen und zu verkaufen.



Die Gasthäuser der Bürgerlichen Brauerei in Asch (Kantgasse, Egerstr. u. Steingasse)...



... Asch (Goethestr.), Niederreuth, Krugsreuth ...



... in Haslau und Voitersreuth; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Die Bildgalerie der Bürgerlichen Brauerei Asch
aus dem Jahre 1928
Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau



Die Bierdeckel der Bürgerlichen Brauerei Asch
Aus der Ascher Stadt-Chronik und dem Pilsner-Archiv:


Die Brauerei im Winter 1965
Am 13. Juni 1898 – stirbt im 62. Lebensjahre der Direktor der Kommune-Brauerei Michael Gläßel;
1898 - Johann Krader wird Direktor der Kommune-Brauerei;
12. Juli 1899 - Die bürgerliche Brauerei Asch kauft das J.A. Zeidler’sche Restaurant am Stein;
1. September 1911 - Die Bürgerliche Brauerei widmet 2000 K zur Pflasterung des Wiesentales;
23. Oktober 1912 - Die Bürgerliche Brauerei spendet 2000 K zur Pflasterung der Langegasse;
Reingewinn 1926 betrug 102.683,- Kc;
1928 wurde 531.984 Hektoliter Ausschank-Bier an die Gaststätten im Ascher Land ausgeliefert;
Am 28. Januar 1930 stieß ein Lastauto der bürgerlichen Brauerei mit dem Zuge der Roßbacher Eisenbahn zusammen, wurde 110 m weit geschleift und gänzlich zertrümmert. Lenker und Mitfahrer wurden herausgeschleudert;
1932 hatte die Brauerei 1 Kg Malz für 1.60,-Kc, 1 Kg Hopfen für 5.60,-Kc und 1 Kg Hafer für 0,70,-Kc eingekauft, 1 HL 10° Bier kostete 82,-Kc und 1 HL 12° Bier 100,-Kc;
1939 wurde ein Reingewinn von 1.478.819 RM erwirtschaftet.
Biermarken
Die Biermarken wurden zum Eigenbedarf der Brauerei-Angestellten bestimmt. Die könnten sogenanntes Hausbier nur innerhalb der Brauerei gegen Vorlage so einer Biermarke konsumieren.
Aus der Bürgerlichen Brauerei sind drei verschiedene Biermarken bekannt, zwei davon waren für den Ausschank vom Bier aus einem Automaten bestimmt. Die Biermarken wurden noch 1945 verwendet.

Die Bier-Marken der Bürgerlichen Brauerei
Die Brauerei in der Nachkriegszeit
Alle Brauereien kämpften auch nach dem Kriegsende mit einem anhaltenden Mangel an Rohstoffen, die vor allem für andere Bereiche der Lebensmittelindustrie benötigt wurden, und viele auch mit einem Mangel an Arbeitskräften durch Vertreibung der deutschen Mitarbeiter. Man strebte zumindest die Experten festzuhalten. Die staatlichen Behörden regulierten die Produktion durch Rationierung und weitere Schließungen von Kleinbetrieben.

Der Bauplan aus dem Jahre 1946; © Archiv der Brauerei Pilsner Urquel
Auf der Grundlage des Dekretes vom 24. Oktober 1945 über die Verstaatlichung bestimmter Unternehmen der Lebensmittelindustrie, das die Brauereien betraf, die 1937 mehr als 150.000 Hektoliter ausstießen, wurde das Staatsunternehmen Tschechoslowakische Brauereien gegründet. Dieses brachte dann die allmählich entstehenden nationalen Brauereien zusammen.

Zu dieser Zeit braute die Brauerei nur dünnes 10º-Bier mit einem Jahresvolumen von etwa 20.000 hl. Beliefert wurde gesamte Ascher Land.
Am 16. Juli 1948 wurde das nationale Unternehmen Egerer-Karlsbader Brauereien mit dem Sitz in Eger gegründet. Am 21. Juli 1948 wurde in dieses Unternehmen auch die Brauerei in Asch eingegliedert.
Noch 1959 wurde über eine Erweiterung der Brauereikapazität in Aš nachgedacht. Als die Brauerei die Produktion einstellte, waren die Gebäuden noch in relativ gutem Zustand, aber die Anlagen waren zu fast 100 % verschlissen.
Betrieb der ehemaligen Ascher Bürgerlichen Brauerei wurde endgültig zum 31. Dezember 1966 eingestellt. Anfangs folgendes Jahres begann auch der Abriss der Brauerei. Die Ausrüstung des Sudhauses wurde an die Brauerei in Kolín verkauft, einige andere Teile wurden an die umliegenden Brauereien weitergegeben. Die Abfüllanlage wurde vom Nationalkomitee in Aš zur Nutzung in einer Limonaden-Abfüllanlage gekauft, die Brauereigebäuden wurden der Stadt kostenlos überlassen.


Die Nachkriegszeit-Flaschen-Etiketten, links Helles, rechts Dunkles Bier




Abriss der Bürgerlichen Brauerei 1966-67
Die Aktienbrauerei Asch


Obwohl die Ascher Aktienbrauerei die größte im Ascher Land war, ist über sie nur wenig Informationen überliefert worden. Am 15. Februar 1898 wurde ein Konsortium zur Gründung einer Aktienbrauerei Asch gebildet. Am 24. Juni 1898 wird dann der Bau der neuen Brauerei dem Baumeister Köhler übertragen. Die Ascher Aktienbrauerei Schönbacherweg 184 wurde jedoch schon auf dem Schönbacher Flur gebaut, unmittelbar an der Ascher Gemeindegrenze, der Dampfschlot sowie das über die Straße gelegene Verwaltungsgebäude standen jedoch noch auf Ascher Grund. Am 8. Februar 1899 fand die konstituierende Generalversammlung der Aktiengesellschaft statt. Der erste Ausstoß ihrer Biere begann am 21. Juni 1899. Es war damals höchst moderne Brauerei.


Links der Lageplan und rechts dann die Luftaufnahme der Ascher Aktienbrauerei von 1948
Die Ascher Aktienbrauerei bestand aus folgenden Objekten:
A: Hauptgebäude - mit einer Verladerampe, einem Eisaufzug, einer Garage und einem Gefolgschaftsraum (Brotzeit Stüberl). Hinter der Rampe war eine Flaschenabfüllanlage, die 1000 Flaschen in der Stunde schaffte. Im Lagerkeller gab es drei Keller mit Fässern zu 50 hl. unten und 30 hl oben. Außerdem ein Fass Abfüller, Filter und Waschanlage. Im Halbstock war der Gärkeller mit 20 Bottichen, im Obergeschoss dann Archivraum und ein Hopfen-Kammer. Unter dem Dach wer eine Sud- (Kühl-)Pfanne.
B: Maschinenhaus - mit dem Kesselhaus, Sudhaus mit dem 100 hl. Sud und der Schornstein. Im Obergeschoss war der Malzlager. Gegenüber der Verladerampe war ein Treberhäuschen.
C: Betriebsgebäuden - mit automatischer Picherei, Binderei, Remise und dem Stahl. Am Ende war die Kutscher-Wohnung. Die Brauerei verfügte über drei Autos und drei Fuhrwerke.
D: Verwaltungsgebäude - im Erdgeschoss waren drei Büros: vom Kontor, Prokurist A. Frank und Obmann Albert Panzer. Alle übrigen Räume und Stockwerke des Hauses waren von Brauereileuten, also privat, bewohnt. Unten war die Wohnung vom vom Fleißner und noch eine zweite Wohnung. Im Obergeschoss waren vier Wohnungen: vom Braumeister Hofrichter, Prokurist Frank und von zwei weiteren Mitarbeitern.
E: Transformator für die Einspeisung der Aktienbrauerei.
F: Drehscheibe die mit Muskelkraft zu bewegen war (siehe unten).


Die Brauerei hatte sich vor allem auf Brauen vom stärkeren Exportbier orientiert, dass hauptsächlich vor dem Ersten Weltkrieg per Bahn an eine Hamburger Küstenschifffahrt-Gesellschaft geliefert wurde. Zu Weihnachten wurde ein englische Porter obergärig gebraut. Kurz nach der Gründung wurde um 30.000 Hektoliter Bier gebraut. Während des I. Weltkrieges folgte allmählicher Rückgang der Produktion. In den 1920er Jahren erholt sich die Produktion wieder, aber sie erreichte nie mehr das Vorkriegsniveau. Nach 1933 kommt es wieder zu dem Rückgang der Produktion. Während des II. Weltkrieges ging die Produktion wieder herunter. Es wurde lediglich ein Dünnbier gebraut. Im Oktober 1946 wurde der Betrieb der Aktienbrauerei für immer komplett eingestellt.

Zur Aktienbrauerei wurde auch ein Anschluss-Bahngleis verlegt. Die entsprechenden Pläne stammen aus dem Jahr 1905. Zur Brauerei verkehrten die Übergaben generell vom Stadtbahnhof aus. Dabei durfte während der Bedienung kein anderer Zug zwischen Asch Stadt und Roßbach unterwegs sein. Das Anschlussgleis lag im Gefälle von 22 %. Beim Verschub musste auch die Dorfstraße überquert werden: „Behufs Wahrung der Sicherheit von Passanten und Fuhrwerken auf dem Fahrweg von Asch nach Schönbach hat der Bedienungszug vor Erreichung des Fahlweges anhaltende Achtungssignale zu geben und darf diesen Fahrweg nur in Schrittgeschwindigkeit passieren.“ Das Brauereigelände selbst sicherte eine Einfriedung mit Gleistor, dahinter befand sich eine Wagendrehscheibe mit 5,12 m Durchmesser. Die Übergab- bzw. -Übernahme wurde hinter der Scheibe abgewickelt, wobei das Befahren mit Loks der Reihe 97 gestattet war. Der Zugführer hatte zuvor aber auf die richtige Stellung zu achten. Das Abstellen von Wagen auf der Straße vor dem Tor war streng verboten. Der Anschluss ging wohl bald nach dem Kriegsende ein.
In der Aktienbrauerei waren folgende Berufe eingestellt: Braumeister, Biersieder, Gärführer, Kellermeister, Binder, Oberbinder, Flaschenkellermeister, Bierbrauer & Hilfsarbeiter, Heizer, Schlosser, Kutscher und Autofahrer. Rechts am Bild Hr. Ploß, der sich um die Pferde kümmerte.



Ausstoß der Ascher Aktienbrauerei | |
---|---|
Jahr | Hektoliter |
um 1900 | 30.000 |
1904/05 | 28.000 |
1905/06 | 35.327 |
1909/10 | 30.200 |
1910/11 | 30.000 |
1913 | 27.320 |
1916/17 | 1.200 |
1917/18 | 3.000 |
1919/20 | 11.700 |
1922/23 | 14.000 |
1923/24 | 17.000 |
1924/25 | 18.800 |
1928/29 | 23.000 |
um 1933 | 15.330 |
1938/39 | 18.000 |
1943 | 9.751 |
1944 | 9.133 |
1945 | 4.591 |
Brauer der Ascher Aktienbrauerei | Geschäftsleiter der Ascher Aktienbrauerei | ||
---|---|---|---|
1899-1905 | Josef Zeidler | 1899-1905 | ? |
1905-1907 | Andreas Mayer | 1906-1912? | Johannes Krautheim |
1907-1908 | Emil Hanika | 1912-1936? | Georg Krautheim? |
1920-1931 | Ernst Jäger | 1936-1945 | Albert Panzer |
1934-1944 | Gustav Hofrichter | 1945-1946 | Ing. Václav Bervid |


Die Belegschaft der Ascher Aktienbrauerei um 1935, rechts Eis-Einlagerung per Eisaufzug im Jahre 1936
Die Brauerei verfügte über ein großer Eis-Keller. Das Eis wurde in den Schönbacher Teichen gesägt und mit Pferdewagen zur Brauerei transportiert. Hier wurde es auf die Schüsseln des paternosterartigen Aufzugs geschaufelt, oben, wenn die Löffel kippten, fiel es durch eine Luke in den jahrüber immer leerer gewordenen Keller.


Bombenschaden im April 1945
Zu Kriegsende, Anfangs April 1945, hatte die Aktienbrauerei Asch nur noch sieben Betriebsangehörige, die die Brauerei funktionsfähig erhielten. Alle Andere wurden zum Militär abgeführt. Am 11. April 1945 wurde die Aktienbrauerei durch einen Fliegerangriff betroffen. Es wurde Mälzerei, Hopfen-Kammer und die Verladerampe getroffen, übrig geblieben waren drei Tote.
Nach der Einmarsch der Amerikaner wurde auch die Aktienbrauerei von den russischen und anderen Gefangenen ausgeplündert, es wurde vor allem das Schnaps und Wein geklaut, das im Keller von der Wehrmacht eingelagert war.



Die Bierdeckel der Ascher Aktienbrauerei
Aus der Ascher Stadt-Chronik:

16. Juni 1904 – Gestern früh um 3 Uhr ist die zur Ascher Aktienbrauerei gehörige Pumpstation, ein aus Holz erbautes Häuschen, abgebrannt. In demselben befand sich eine Pumpe und ein Elektromotor, welche durch das Feuer unbrauchbar geworden sind. Die Entstehungsursache ist unbekannt, doch wird nach den obwaltenden Umständen böswillige Brandstiftung vermutet;
1906 – Johannes Krautheim Brauereidirektor Aktienbrauerei;
16. Januar 1907 – Heute Nachmittag hat sich auf dem Schleppgleise der Ascher Aktienbrauerei vor mehreren Augenzeugen ein schrecklicher Unglücksfall ereignet. Der im hiesigen Armenhause untergebrachte 66 Jahre alte, etwas schwerhörige Louis Bergmann befand sich auf dem Gleise, als eben eine Anzahl Bierwagen angefahren kamen; er hörte die Warnungsrufe nicht, wurde überfahren und in geradezu grauenhafter Weise verstümmelt;

28. November 1907 – Das Preisgericht der Gastgewerbe-Ausstellung in Bonn hat der Ascher Aktienbrauerei in Anerkennung der Vorzüglichkeit ihres Erzeugnisses die goldene Medaille mit dem Diplome des Bonner Wirtevereines zuerkannt. Eine gleiche Auszeichnung ist der Ascher Aktienbrauerei bereits im Jahre 1903 zuteil geworden, damals war die Brauerei auf der volkstümlichen Ausstellung für Haus und Herd in Köln vertreten, wo sie ebenfalls die goldene Medaille erhielt;
Am 17. November 1918 starb Johannes Krautheim, vormals Direktor der Aktienbrauerei und durch viele Jahre Mitglied der Stadt-, Bezirks- u. evangelischen Kirchenvertretung, im 71. Lebensjahre;

1930 – Da über das Arbeiterheim derzeit die kommunistische Partei verfügt, bildete sich ein Verein "Volkshaus" zur Schaffung eines eigenen Heimes für die auf sozialistischer Grundlage fußenden Vereine. Ehe zur Ausführung dieses Planes geschritten wurde, wendete sich der Verein "Volkshaus" nochmals an den Verein "Arbeiterheim" mit der Anfrage, ob dessen Heim der sozialdemokratischen Partei mit eingeräumt werden könne, und trat, als eine abschlägige Antwort erfolgte, mit der Ascher Aktienbrauerei in Verbindung, welche an das ihr gehörende Gasthaus Nr. 728 in der oberen Hauptstraße im Laufe des Sommers einen großen Saal anbaute, der den Namen "Volkshaus" erhielt;


Die Gastwirtschaft der Ascher Aktienbrauerei - sog. Volkshaus, um 1935; Foto: @ Stiftung Ascher Kulturbesitz
Am 27. Dezember 1939 starb Georg Krautheim - Rolandgasse 7. Er war früher längere Zeit Stadtverordneter und Direktor der Aktienbrauerei.
Biermarken
Auch in der Ascher Aktienbrauerei wurden die sog. Biermarken für den Eigenbedarf der Eingestellten verwendet. Es sind drei Marken bekannt, zwei für den ½ Liter und eine für 1 Liter Bier.

Die Bier-Marken der Ascher Aktienbrauerei; Quelle: P. Matala, Asch
Die Brauerei in der Nachkriegszeit
Nach der Kriegsende wurde die Brauerei unter einen tschechischen nationalen Verwalter, Ing. Bervid, gestellt. Die Produktion wurde jedoch nie wiederhergestellt. Durch einen Erlass des Ernährungsministeriums vom 27. Juni 1946 wurde eine Reihe von kleinen Brauereien geschlossen, darunter auch die Ascher Aktienbrauerei. In den nachfolgenden Jahren wurde die einstige Brauerei als landwirtschaftliches Lager benutzt. Die Gebäuden verfielen nach und nach und einige Teile der Brauerei wurden nacheinander abgerissen. Bis zur heutigen Zeit ist nur ein winziger Teil der ehemaligen Brauerei überliefert worden. Das Objekt steht seit mehreren Jahren leer.



Die ehemalige Ascher Aktienbrauerei 1964; Foto: @ Stiftung Ascher Kulturbesitz


Die einstige Ascher Aktienbrauerei 1967; Foto: @ Stiftung Ascher Kulturbesitz


Ascher Aktienbrauerei um 1970; Foto: @ Stiftung Ascher Kulturbesitz


Die einstige Ascher Aktienbrauerei - Abrissarbeiten 1981; Foto: @ Stiftung Ascher Kulturbesitz


Der überlieferte Teil einstiger Ascher Aktienbrauerei - Zustand 2022; @ Thonbrunn


Links Ansicht von hinten, rechts die ehemalige Verwaltungsgebäude - Zustand 2024; @ Thonbrunn
Quellen::
Chronik der Stadt Asch 1895 - 1942, Band I. / II.;
Karl Alberti - Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch u. d. Ascher Bezirkes, 1934 - 1941;
J. Tittmann - Heimatkunde des Ascher Bezirkes, 1893;
Adam Winter - Heimatkunde des Ascher Gebietes, 1925;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens, 1977;
Wölfel, Petrak, Marks – Lokalbahn Asch - Rossbach - Adorf, 2014;
P. Matala - Numismatika Ašska;
Ascher Rundbrief - Heimatblatt für die aus dem Kreise Asch vertriebene Deutschen;
Archiv der Brauerei "Pilsner Urquel"
Sborník Minulostí Západočeského kraje (Berichte über die Vergangenheit der westböhmischen Region), Tschechisch;